Gedanken der Dr. med. vet. Micaela Peters, Kleintierpraxis am Hafen, Cuxhaven (Homepage) zur

Kastration oder Sterilisation

Zuerst zur Begriffsbestimmung:

In der Tiermedizin wird ausschließlich die Kastration durchgeführt, da besonders bei Hündinnen und Kätzinnen nach Sterilisation Spätfolgen auftreten können, die eine erneute Operation erforderlich machen. Außerdem geht es bei diesem Eingriff ja gerade um das Ausschalten des Fortpflanzungsverhaltens.


Gesetzliche Grundlagen und Einschränkungen

Nach § 6 Tierschutzgesetz fällt die Kastration von Hunden (männlichen und weiblichen) ebenso wie das Kupieren von Ohren und Ruten sowie das Entfernen der Wolfskrallen unter das Amputationsverbot und darf nur beim Vorliegen von medizinischen Gründen vorgenommen werden.
Der Wunsch des Tierbesitzers ist dafür nicht ausreichend und eine nur aus Bequemlichkeit vorgenommene Kastration damit illegal!


&xnbsp;

Ab welchem Alter kann ein Hund kastriert werden?

Auf diese Frage gibt es eine Vielzahl von Antworten, die alle in irgendeiner Form eine Berechtigung haben, so dass der richtige Termin im Einzelfall ermittelt werden muss:


Wie wird die Kastration beim Hund durchgeführt?

Bei beiden Geschlechtern erfolgt eine Operation unter Vollnarkose und unter sterilen Bedingungen.

Beim Rüden wird vor dem Hodensack die Haut eröffnet und beide Hoden durch diesen Schnitt entfernt. Wichtig ist Leinenzwang bis zur Entfernung der Fäden, da sich das OP-Gebiet zwischen den Hinterschenkeln befindet und damit bei jedem Schritt belastet wird. Eine gewisse Schwellung in diesem Bereich ist normal, durch zu viel Bewegung kann es aber zu erheblichen Schwellungen und Schmerzen kommen.

Bei der Hündin werden durch einen Bauchschnitt beide Eierstöcke entfernt. Auch hier ist bis zum Ziehen der Wundfäden eine Schonung des Tieres erforderlich.


Welche Spätfolgen können auftreten?

beim Rüden:


bei der Hündin:

 

Im Jahr 2002 wurde von einer Kollegin aus Bielefeld eine Studie durchgeführt, die sich mit gesundheitlichen und verhaltensbedingten Folgen der Kastration beim Hund beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Studie liegen jetzt vor.

Im Rahmen der Studie wurden die Eigentümer von etwa 1000 Hunden jeden Alters, vieler Rassen und beiderlei Geschlechts mittels eines Fragebogens nach körperlichen und psychischen Folgen der vorausgegangenen Kastration ihres Tieres befragt.

Durch diese Art der Befragung sind die Ergebnisse sicherlich nicht objektiv und stellen daher auch nicht die alleinseligmachende Wahrheit dar, aber sie zeigen doch Trends und Wahrscheinlichkeiten auf.

Die Ergebnisse (auszugsweise):

Veränderungen bei Hündinnen:

1.&xnbsp; gesundheitliche:

 

2. Verhaltensänderungen:

Veränderungen bei Rüden:

1. gesundheitliche:

 

2. Verhaltensänderungen:

 

Zumindest bei Rüden scheinen die Veränderungen im Aggressionsverhalten eine deutliche Altersabhängigkeit zu besitzen: Tiere, die sehr früh kastriert wurden, im Alter von unter 6 Monaten, aber auch Tiere, die bei der Kastration zwischen 6 und 12 Monaten alt waren, zeigen mit größerer Wahrscheinlichkeit erhöhtes Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden beiderlei Geschlechts oder fallen durch verminderte Ausgeglichenheit auf. Daraus lässt sich folgern, dass man Rüden möglichst nicht vor der Vollendung des ersten Lebensjahres kastrieren sollte.

3 % der Hunde beiderlei Geschlechts zeigen nach der Kastration eine verlängerte Wachstumsperiode, allerdings 35 % der Tiere, die zum Zeitpunkt der Kastration unter 6 Monate alt waren. Daher erscheint es nicht sinnvoll, bei Hunden zur Frühkastration zu raten.

Und noch einmal mit besonderer Betonung: Auch in dieser Studie zeigt sich wieder, dass nur sexuell bedingte Aggressivität durch eine Kastration beeinflusst werden kann, nicht aber Aggressivität, die durch Beutefang-, Revier- oder Dominanzverhalten ausgelöst wird.